Der Marathon, der mir am meisten bedeutet, ist der auf Helgoland, wo ich von Donnerstag bis Sonntag weile, um hier einfach die Luft , die Freiheit am Meer zu genießen. Beim letzten Marathon vor einem Jahr stellte ich mit 3:26:47 h meine PB auf, obwohl es mein Ziel war 3:29 h zu erreichen… und zwei Tage nach meiner Rückkehr starb meine Oma im Alter von 94,5 Jahren. Als Wenn sie nur darauf gewartet hätte, dass ich mir den Wunsch der 3:30 h erfülle und sie das mitbekommt?! Ich werde im Laufe des Berichtes noch einige Male zu diesem für mich nicht einfachen Thema zurückkommen, da ich ein sehr abergläubischer und emotioneller Mensch bin,der meist alles ,was kommt ,so hinnimmt,als solle es so sein, oder “ein Zeichen von oben” deutet…
Ich fahre Donnerstags um 5.30 los, um von Cuxhaven mit dem Kleinflugzeug auf die Insel zu fliegen,was zwar mit 200,- (Hin und Rückflug !) nicht ganz billig ist, aber man ist zeitlich unabhängiger, ist am Sonntag nicht gezwungen ,bis zur Abfahrt der Schiffe um 16 bzw 16.30 h zu warten, was bei bescheidenem Wetter schonmal lang werden kann…Man kann direkt um 9.30 h am Sonntag wieder fliehen und ist zeitig wieder zuhause,was für mich ja recht bequem ist…
Es war wunderbarstes Sommerwetter, kurze Hose geeignet.Der Überflug wurde in 20 min. geschafft und mit einem Freizeitläufer aus der Nähe vom Emden verquatscht,der hier auf Geschäftsreise war und Kunden besuchte. Zu Fuß ging zur Dünenfähre, um kurze Zeit später auf der Hauptinsel anzukommen. Es tat gut, die warme Seeluft zu schnuppern , aber irgendetwas war anders.Es war das Bewußsein, dass ich zuhause niemanden anrufen müßte und mir keine Gedanken um irgendeinen Sterbenden zu machen brauche. Ich war frei und sehe das hier als Kurzurlaub an. Ich schwang mich in kurze Klamotten und hüpfte tatsächlich mal kurz ins 10 Grad kalte Meer,während sich andere am Strand sonnten. Ich zog mich wieder um und verbrachte einfach einen faulen Tag,legte mich mitten auf den Sportplatz und schlief sogar ein kleinwenig. Ich hievte mich die Treppen rauf (255) bis ich im Oberland war und ging den Klippenrandweg entlang, wo sich einiges verändert hatte.Der letztes Jahr noch geschotterte Weg,war befestigt worden. Ich ging kurz in die Kirche, um innezuhalten,aber es half nichts, ich war irgendwie nicht gut drauf und merkte, das mir das Laufen irgendwie schwerfällt. Ich bin irgendwie außer Form und fühle mich nicht gut. Das kann ja was geben… Ich schrieb Postkarten und legte mich am Nachmittag weiter in die Sommersonne und verbrannte mir auch etwas die Schnauze,oder war es Windbrand??? Ich traf auf Lutz Hut aus Hamburg,der mit seinem Rollator Marathon machen will, aber wenn das solch ein Wetter wie heute ist,wird das auch für mich schwer und ich befürchte ich muß das erste Mal aufgeben. Aber Kraft brachte mir der Sprung ins Meer, der mir Kraft gab und ich werde bis an meine Grenze gehen müssen. Ich will und werde kämpfen -für Oma…
Ich dachte, es würde mich hier vom Gemüt her trauriger gehen,aber es ist alles gänzlich frei und unbeschwert. Aber es wird eine fette Kopfsache werden.
Um 11.00 am Freitag lief ich die Rennstrecke noch einmal bequem ab, es windete heute stärker und begann auch etwas zu sprühregnen, aber so richtig fit fühlte ich mich nicht. Kommt vermutlich morgen früh, wenn ich geruht habe. Zugesagt hatte ich das Briefing der Strecke in der Nordseehalle und staunte nicht schlecht, als ich auf einmal in der ersten Sitzung 80 Läufer vor mir hatte und zog ganz locker mein Ding durch, hatte alles Zurechtgelegte über Bord geworfen,sondern quatschte drauflos. Die Nachfragen gingen von der Kilometrierung bis zur Bananenverpflegung,was ich erst in der Pause beantworten konnte, als ich mich selbst schlau gemacht hatte.Beim 2. Vortrag ging es schon etwas lockerer zu und es war schon kurzweilig und ich gab Infos nach, die ich in der ersten Runde vergaß nachzureichen,so das ich zufrieden mit den Infos war, die ich weitergegeben hatte, ohne wirklich einen Faden im Programm zu haben… Um 17.00 hatte ich Feierabend ,bekam noch viele Dankeschöns und ging zufrieden nach Hause,wo am Abend nur noch die Nudelparty in der JH anstand, wo ich mich ganz gut zubombte und mit anderen Läufern ins Gespräch kam. Morgen darf ich gegen 12 AK-Konkurrenten antreten und hoffe, dass ich einen guten Tag erwische,wo nichts in der Leiste oder im Knie zwickt. Ich hoffe ich kann meine 38min. Durchgangszeit pro Runde irgendwie wahr machen, aber am Ende ist es wichtig,dass ich meine Zeit vom Vorjahr verbessere und um 3:20 bleibe.Also um 12:20 Uhr ins Ziel komme.Dafür reicht theoretisch auch 40 min. ,das andere wäre eine Bestzeit. Ich kann die Konkurrenz nicht einschätzen,scheiße… Der Erste ist schon wahrscheinlich Gesamtsieger . Am Abend sparte ich mir den Spaziergang, weil es regnete (Sprühregen) Im Zimmer konnte ich mich nicht entscheiden,mit welchem Paar Schuhe ich morgen laufe,da ich die Socken vom Zehner weder für die Einen noch die Anderen nutzen kann. Ich werde auch im ganz normalen Outfit laufen,ohne schwarzes Helgoland-Trikot in Gedenken an Oma. Im Kopf bin ich im Grunde frei,aber der rechte Oberschenkel /Leiste macht mir Probleme… Ich lag noch vor 21.00 h im Bett . Draußen war es mächtig neblig,morgen soll es zumindest vormittags windig sein, aber trocken bleiben, ein Votum für die Ultraboost, mit denen ich auch wohl laufe,entscheide es aber erst morgen.
Um 5.50 stand ich auf, führte bei strahlendem Sonnenaufgang und fast Windstille einen Schuhtest durch, der mich dazu brachte, die helgolanderfahrenen Energy-Boots anzuziehen. Es wurde standardgefrühstückt, ehe ich mich auf dem Zimmer zur Ruhe legte, und merkte, dass die Anspannung wie immer war und ich mir sicher bin, bei den Bedingungen etwas zu reißen.Ich erledigte alle Vorbereitungen und war guter Hoffnung, um ins Ziel zu kommen. Ich hoffe das Wetter wird nicht zu warm, denn es war reichlich windstill und sonnig, so wie am Donnerstag und das könnte (!) zum Verhängnis werden.. Aber schauen, ich will heute alles raushauen.Die übliche Motivation nach soviel „Alltag“ in den Tagen zuvor und irgendwie Lustlosigkeit. Ich ging um halb Neun zur Halle, brachte meine Klamotten weg und lief mit Handy und Akku am Mann los auf die erste Runde.In Gedenken an Oma werde ich heute eine Leistung erbringen, die eine neue Grenzerfahrung bringt (Das sage ich jetzt um 7.55 h) Um Neun herum lief ich mich am Südstrand warm und traf hier und da alte Bekannte.Ein Läufer aus dem Vorjahr reihte sich mit mir ein und wollte ein ganz waghalsiges Unterfangen angehen und mit 4:30er Pace angehen, weil ihm sonst langweilig wird. Ich kann ja mal mitgehen, dachte ich uns so bauten wir den ersten km ein Spitzenfeld auf,das lange Bestand hatte. Mit dabei war auch der Vorjahressieger,der für einen Triathlon trainiert und hier nicht ganz auf Sieg gehen will und mit angezogener Handbremse lief.. Ich versuchte den Stiefel zu halten, versprach Oma das Rennen für sie zu packen, ließ ich doch heute vor 1 Jahr ihre Urne in die Erde herab. Ich sah mich zu diesem Zeitpunkt noch weit vorne. Selbst Seriensiegerin Antje Möller aus Duisburg holte mich erst in Runde 2 ein.Nach 3 Runden hatte ich 2 h geschafft und war im Soll, aber das Wetter drückte etwas und ich brach ein. Es war das hohe Anfangstempo, das ich gegangen war.Ich habe es mir selbst versaut und zahlte jetzt einen bitterbösen Preis dafür, nicht mehr die Top 10 zu schaffen. Ich mußte Läufer um Läufer passieren lassen und begann damit, was mir fremd ist:Gehpausen, aber die Muskeln und alles blockierte… Ich kämpfte mich durch die 4 Runden und war in der letzen Runde noch um Schadenbegrenzung bemüht.Als ich merkte, dass ich die 3:30 nicht mehr erreichen konnte, war mir alles egal , die Zielzeit war eh hin, mein Ziel nicht erreicht, der Abstieg in die Bedeutungslosigkeitit besiegelt. Ich konnte nicht mehr und so erreichte ich das Ziel als Gesamt 30. in 3:42:27 h Das Erste , was ich erfuhr war: „Altersklassen 4.“ Scheiße dachte ich aber als ich mir die Urkunde drucken ließ, war ich 2.. Man hat mich versehentlich in die M30 reingesetzt… Da hatte ich doch den Pokal für Oma bekommen und war glücklich. Im 12. Spiel die erste Niederlage ,bilanzierte ich und war gefrustet. Ich war dermaßen im Arsch und ließ mich massieren, um dann im Schwimmbad mehr heiß zu duschten,als im Whirlpool zu hocken. Es tat gut! Zuhause füllte ich mich erstmal mit Gummibärchen und zog mir Kuchen in der Nordseehalle rein.Ich packte mein Gepäck zu morgen fertig und ging ins Bett “Alles Scheiße”, dachte ich- und in zwei Wochen ist Stockholm… Zum Schlafen kam ich gegen 22:45 h Auf dem Handy sah ich dann im Lifestream Bayerns Erfolg über den BVB im Pokalfinale im 11m-Schießen:-)?Wenigstens ein Sieg am heutigen Tage…